Sanfter Radius von Boden in Wand an dieser Tasse unmöglich - wie schafft man das sauber zu drucken?
Hallo liebe Leute,
ich habe und nutze seit 11 Jahren professionell und beruflich 3D-Drucker, die längste Zeit einen UP Plus 2, und nun seit kurzem endlich einen MK4.
Ich wollte nun einen kleinen Qualitätstest am MK4 machen (eine kleine Tasse), und scheitere leider auch nach 6 Versuchen, dieses Teil wirklich sauber zu drucken, mit einem sauberen Radius und sanften, stufenlosen Übergang von Tassenboden zu Tassenwand. Getestete Materialien waren Prusament PLA und eSun PETG, das PLA-Ergebnis war sogar noch schlechter als mit dem PETG.
Gedruckt werden soll:
Es gibt zwei Probleme, das erste ist wirklich seltsam:
1) egal ob ich gar keinen Support nutze, den Grid-Support oder den Snug-Support: es gibt immer einen seltsamen Kurvenwechsel in der Kurvatur, obwohl dies in 3D nicht vorhanden ist: anfangs bei den sehr flachen Winkeln wird fälschlicherweise eine Art "konkaver" Abschnitt gedruckt, erst ab einem bestimmten Winkel zeigt sich die normale konvexe Kurve des Tassenradius. Auch den Overhang Threshold mal richtig schön hoch, z.B. auf 90° zu stellen, bringt quasi kaum Verbesserung. Übrigens, wenn ich den Organic Support verwende, passiert das nicht. Dennoch würde ich gerne wissen wieso in den anderen Fällen der "Kurvenwechsel-Fehler" auftritt. In rot skizziert wie die Kurve eigentlich laufen soll.
2) Was in allen Fällen (auch mit dem Organic Support) nicht klappt, ist gleich ganz zu Beginn ein sauberer Übergang des Tassenboden in den Radius - da bleibt immer ne Kante übrig. Hab's auch schonmal mit Raft probiert, wurde aber auch nicht toll. Frage mich, wie man die Support-Settings einstellen kann dass dieser Übergang endlich mal schön und sauber wird, am besten ohne Raft damit der Tassenboden auch glatt ist.
Wie könnte man das denn bloß drucken, so dass es richtig schön sauber herauskommt? Aber möglichst ohne es auf den Kopf zu drehen, ich will ja keine Tasse voller Stützstruktur haben.
Hier noch das STL um das es geht: cup_1.2mm.stl
Danke für eure Hilfe!
panamint
RE: Sanfter Radius von Boden in Wand an dieser Tasse unmöglich - wie schafft man das sauber zu drucken?
Was für Layerhöhen hast du da unten verwendet? Sieht deutlich gröber aus, als oben. Je feiner, desto weniger heißes Material muß nach außen ins "Freie" gedruckt werden. Kühlung war auch recht dürftig in dem Bereich... Rundungen direkt über dem heißen Bett sind extrem kniffelig. Zumal da ja die Extremen Überhänge sind - je weiter nach Oben es geht, desto mehr wandert der Mittelpunkt der Raupe (im Schnitt) Richtung Mittelpunkt der darunter liegenden Raupe = weniger Überlappung.
Gruß, Digibike
RE:
Hallo, Layer 0.10, 0.15 und 0.20 alles durchprobiert, das Kurvenwechsel-Problem ändert sich dadurch nicht.
Klar, eine Rundung aus der "aufliegenden" Horizontalen heraus ist immer knifflig, weil es quasi von solide aufliegend in langen Überhang übergeht, der dann nach und nach weniger schlimm wird, je mehr die Rundung aufsteigt und die Winkel steiler werden. Dennoch dürfte es diesen Kurvenwechsel in keinem Fall geben, da ist ja dann nicht einfach nur was abgesackt, sondern es liegt ein tieferliegendes Problem vor, der Fehler ist ja gleichmäßig und tritt eben sogar bei Overhang Threshold 90° noch auf, egal ob man gar keinen Support, Grid oder Snug Support wählt. Nur bei Organic isses wie gesagt nicht da. Übergang horizontal in Rundung ist aber bei allen nicht stufenlos.
Könnt ihr mal bei euren MK4s testen ob ihr auch das Kurvenwechsel-Problem habt bei diesem Teil? Es reicht den untersten Zentimeter zu drucken, dauert nur 10min.
Und wenn dann noch jemand ne bessere Idee für einen sauberen Übergang horizontal in Rundung hätte, da wäre ich gespannt.
Danke!
panamint
Hier nochmal das STL: cup_1.2mm.stl
RE: Sanfter Radius von Boden in Wand an dieser Tasse unmöglich - wie schafft man das sauber zu drucken?
Hallo,
ich platziere im kritischen Bereich vor dem Bogen immer eine kleine 45° Fase.
Gruß
günther
RE: Sanfter Radius von Boden in Wand an dieser Tasse unmöglich - wie schafft man das sauber zu drucken?
Wie meinst du das genau?
RE:
Welcher FDM Drucker im Desktop Segment kann denn eine direkt auf dem Bett aufliegende Rundung tatsächlich korrekt drucken? So etwas ist nunmal nicht möglich, außer man verwendet lösliche Supports (bzw PETG Support für PLA Objekt) wo man ohne Gap direkt draufdrucken kann (gewöhnliche Supports benötigen einen z-Abstand zwischen Support und Objekt was zu weniger schönen Oberflächen führt, wenn man diesen Abstand reduziert wird es für gewöhnlich schöner allerdings auch schwere den Support zu entfernen).
Ich würde zuerst mal einen Overhang Testdruck machen um festzustellen bis zu wieviel Grad Overhang man noch schön drucken kann. Wenn da zB 70° Grad dabei rauskommt, dann würde ich die Rundung bis zu diesem Überhanggrad ausführen und danach aber linear in diesem Winkel bis zum Boden weiterführen wo es dann eben einen kleine Kante geben wird. Das Ergebnis ist keine perfekte Rundung, allerdings wird es schöner sein als wenn man einfach eine Rundung vorgibt die dann aufgrund exzessiver Überhänge im unteren Bereich deformiert ist.
Was auch noch zu prüfen wäre ist ab welchem Layer die Lüftung eingschalten wird. Ist das schon ab 2. Layer der Fall? Wenn nicht sollte man das eben sicherstellen dass schon der 2. Layer voll gekühlt wird.
Mk3s MMU2s, Voron 0.1, Voron 2.4
RE:
Das mit der Lüftung checke ich mal - was aber auffällig ist, ist die Gleichmäßigkeit dieses "falschen Kurvenwechsels", mir ist immernoch nicht klar wie das zustande kommt. Der Druck sieht ja nicht irgendwie zusammengesackt oder krumm aus, sondern hat in o.g. Fällen diesen Kurvenwechsel, der garnicht vorhanden sein dürfte (und nur bei Organic nicht aufftritt). Ist Organic dann grundsätzlich neuer und empfehlenswerter als Standard-Supporttyp?
Was mir auch noch auffiel: auch wenn ich den Overhang Threshold richtig hoch setze auf 90°, bastelt er mir trotzdem nur Stützstruktur ungefähr bis 45° dran. Warum?
RE: Sanfter Radius von Boden in Wand an dieser Tasse unmöglich - wie schafft man das sauber zu drucken?
Es wäre toll wenn jemand hier es schafft (wie auch immer) diese Tasse perfekt auf nem MK4 zu drucken, aber ohne sie zu drehen - da wäre ich echt gespannt, ob hier jemand nen guten Ansatz hat auf den ich noch nicht gekommen bin, oder gute Support-Einstellungen hat die diesen Fall optimieren.
Vielen Dank im Voraus!
RE: Sanfter Radius von Boden in Wand an dieser Tasse unmöglich - wie schafft man das sauber zu drucken?
@panamint
Willkommen im Prusa Forum 🙂
Wie schon beschrieben ist ein perfekter Druck bei dieser Ausrichtung im FDM Verfahren nicht möglich, man kann es nur optimieren. Am Einfachsten ist es im CAD solche flachen Überhänge >45° (vertikal = 0°, horizontal = 90°) zu vermeiden. Zur Optimierung gibt es folgende Ansätze:
Niedrige Schichthöhe (LH) im Verhältnis zur Extrusionsbreite (LW) wählen. Mit der Formel Überhang=cot(LW/LH) erhält man den theoretischen max. möglichen Überhangwinkel. Eigenschaften des Filamentes wie z. B. Drucktemperatur und Schichthaftung sowie Einstellungen des Slicer haben dazu erheblichen Einfluss auf das Druckergebnis.
Ich habe Dein Beispiel "Cup-1.2..." mit PETG, 0.4mm Nozzle und folgenden Einstellungen im Bereich der Überhänge < 7mm Höhe, ohne Support mit meinem MK3IR gedruckt:
Druckgeschwindigkeit: äußere Perimeter 10mm/s, innere Perimeter 20mm/s, Rest 80mm/s, ab ca. 7mm Höhe wieder normale Geschwindigkeit.
Bauteillüfter: 80% ab Layer 2, 90% ab Layer 3, 100% ab Layer4, ab ca. 4mm bis 7mm Höhe wieder langsam gesenkt auf 50%.
Variable Schichthöhe zwischen 0.1mm und 0.25mm für den gesamten Druck.
Druckzeit für den kmpl. Becher ca. 1h.
Als Slicer benutzte ich S3D V 5.1.2, sollte aber mit etwas probieren auch mit dem PS soweit möglich sein.
Das funktioniert mit diesen oder leicht angepassten Einstellungen vermutlich mit fast allen Druckern, auch mit dem MK4.
Viel Erfolg!
Holger 🙂
2x Personal MK3IR-BMG09 (Full) BEAR + MMU3 mod., ...
RE: Sanfter Radius von Boden in Wand an dieser Tasse unmöglich - wie schafft man das sauber zu drucken?
Sorry, Korrektur nicht mehr möglich:
Mit der Formel Überhang=cot(LW/LH) erhält man den theoretischen max. möglichen Überhangwinkel.
Die Formel muss lauten: cot((LW/2)/LH).
Holger 🙂
2x Personal MK3IR-BMG09 (Full) BEAR + MMU3 mod., ...
RE:
Hallo Holger,
danke, interessant. Dein Druck sieht gut aus, allerdings sieht man auch hier die unvermeidliche Problemstelle dass beim Übergang in die Horizontale eine leichte Kante verbleibt. Aber schon nicht schlecht, besser als meine Versuche! Meine Hoffnung war ja, dass man eventuell mit Raft drucken könnte und dann die Raft- und Supportsettings so sehr schafft feinzutunen, dass der Tassenboden recht glatt wird. Vom Raft aus müsste es ja möglich sein, den Übergang der Horizontalen in die Rundung ohne Kante hinzukriegen.
Ich werde auch mal mit stärkerer Belüftung und langsameren Perimetern herumspielen. Warum diese Kurvenwechsel-Fehler auftreten, ist mir aber immernoch unklar. Weil die Stelle wie gesagt nicht wirkt wie ein wild zusammengesackter Haufen, sondern wie ein "systemischer" Fehler.