Rohrschlinge drucken
Hallo zusammen,
ich möchte mehrere (37 Stück) der abgebildeten Rohrschlingen in unterschiedlichen Längen-Abmessungen drucken. Die größte benötigte Rohrschlinge passt glücklicherweise knapp in den Druckbereich. Das Material muss fest (schwingungssteif) sein - ich hatte an PLA oder PTEG gedacht, wobei ich bisher noch nie mit PETG gedruckt habe. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass PLA beim Hochbauen von relativ schlanken Geometrieen durch die Beschleunigung des Druckbettes zum Ablösen von der Druckplatte neigt. Auch meldet mir der Slicer einen kollabierenden Überhang. Innere Stützen kann ich aber leider nicht gebrauchen, da das Rohr hohl bleiben soll.
Seltsamerweise bekomme ich beim liegenden Druck mit Stützen auf dem Druckbett keine Meldung bzgl. kollabierender Überhänge. Ohne Stützen dann wieder doch. So richtig erklären kann ich mir nicht, warum die Rundung im Rohrinneren sich drucken lassen soll, die am Rohr außen dagegen nicht. Auf die Stützen würde ich gerne verzichten, da dadurch die Oberfläche immer ziemlich versaut ist.
Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei liegenden Rohrdrucken die Rohröffnung nicht wirklich rund bleibt, was ich aber leider für den Anschluss benötigen würde.
Vielen Dank für Vorschläge
Paul
RE: Rohrschlinge drucken
Was für ein Medium soll den diese Rohrschlinge Führen? Für was ist das gedacht?
Gruß, Digibike
RE: Rohrschlinge drucken
Das Medium ist völlig harmlos: nur Luft.
Das werden Resonanzkörper für ein Musikinstrument.
RE:
Ah, ok! Hatte schon Befürchtungen... Zu dem Rund: Du hast hier eine "Kollision" mit verschiedenen Auflösungen... Ein Teil des Rohrs wird in X oder Y aufgelöst, der andere in Z. Z hat aber eine andere Abstufung (max. 0,5 mm). Zum einen bietet sich da eine geringere Layerhöhe an. Leider ist das nur bis 0,05 mm möglich und schraubt die Druckzeiten in Astronomische Höhen...! Ist also nicht wirklich empfehlenswert allzu kleine Layerhöhen zu nehmen. Unter 0,1 mm macht nicht wirklich viel Sinn... Lüfter ist da sehr hilfreich für die Überhänge. Wenn ich es absolut rund brauche, würde ich einen kurzen Teil, genau in der Ausrichtung drucken und die Abweichung, bei den Druckeinstellungen überprüfen. Dann würde ich das Rohr Oval, um die Abweichung, konstruieren und nochmal testen. Ist ja eigentlich recht simpel - ob ich jetzt einen Kreis oder ein Oval, entlang des Extrusionspfades extruiere, ist ja eigentlich einerlei... Allerdings kannst auch mit Z Stretchen das "hinmurksen". Wenn es nur um das Rohr geht, klappt das bestimmt. Allerdings "wächst" alles in Z - auch die Rippen... - deswegen der "Murks"!Was den Unterschied zwischen Oberer und unterer Überhang an geht: Unten ist es freihängend. Oben auch - theoretisch. Praktisch, wenn ich zuerst den äußeren und dann den inneren Drucke, und die Schichthöhe niedrig genug ist, wird der äußere, wenn genug Wandstärke vorhanden ist, auf dem Infill des darunter liegenden Layers gedruckt. Der nächste Perimeter, weiter innen, wird leicht überlappend, um die Bereiche dazwischen zu schließen, mit noch etwas Auflage von unten durch den Perimeter vom darunter liegenden Layer, gestützt. So kommt es, daß es oben noch funktionieren kann, während es unten eben nicht mehr funktioniert. Aber unten ist ja eh eher Optischer Natur...!
Gruß, Digibike
RE: Rohrschlinge drucken
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Da habe ich ja gut etwas zu tun für meine 37 Rohre. Möglicherweise kann ich die kollabierenden Überhänge akzeptieren solange die Rohre luftdicht bleiben.
Paul
RE: Rohrschlinge drucken
Kleinerer Durchmesser und aus TPU ein "Dichtstück" drucken?
RE: Rohrschlinge drucken
Dann wird mir der Körperschallanteil durch den Kontakt Resonanzrohr/Holzkörper verloren gehen. Für den ersten Test bzgl. der Rohrstimmung lasse ich mir jetzt ein Teil von einem professionellen Anbieter per FDM-Verfahren herstellen.
Mir ist gerade aufgefallen, dass ich versehentlich meine Frage im falschen Register ("Hardware" statt "Wie drucken")eingestellt habe. Ich bitte um Entschuldigung.
Paul
RE: Rohrschlinge drucken
Erstaunlicherweise hat sich der Slicer nach einem Update (einschließlich Firmware) nicht mehr über kollabierende Überhänge bei stehendem Druck beschwert. Mit frischem PLA hat dann auch die Haftung für den stehenden Druck ausgereicht.
Vielen Dank noch mal!
RE: Rohrschlinge drucken
Glückwunsch zum geglückten Druck! Mal gespannt, ob es wie erwartet funktioniert. Wie hast letztlich die Abweichung zwischen Z-Auflösung und X/Y kompensiert? Oder hast es leicht Oval gelassen?
Gruß Digibike
RE: Rohrschlinge drucken
Wenn man es genau nimmt habe ich das Problem gar nicht gelöst, sondern nur zu umgehen versucht.
Bei dem Druck aus dem vorherigen Beitrag ist das Rohr am Ende geschlossen. D.h. ich habe dort keine Möglichkeit die Stimmung des Rohre (Rohrlänge) zu verändern. Dadurch brauche ich die perfekte Rundheit am Rohrende nicht, da ich kein Schiebestück verwenden muss. In dem unten abgbildeten Rohr sieht man das Innenleben bei einem offenen Rohr - da kann man halt nichts vernünftig und dicht einschieben.
Um jetzt die richtige Rohrlänge heraus zu bekommen hatte ich mir ein offenes Rohr und Schiebestück (weiß) von einem professionellen Anbieter herstellen lassen. Das hat zwar geometrisch perfekt gepasst, aber das Material ist gegenüber dem von mir verwendeten PLA recht flexibel - ich hatte auch eine dünnere Wandstärke verwendet. Man spürt, dass das weiße Rohr bei Schallpegel eine Dickenschwingung macht. Die Folge ist dann leider doch eine geringfügig andere Frequenz, so dass mein eigenens Rohr dadurch etwa einen Viertelton zu tief geraten ist.
Ich werde als nächstes versuchen am offenen Rohrende eine Innenstütze zu setzen, damit das Rohr dort rund wird und ich doch mit einem Schiebestück die Frequenz anpassen kann. Ich habe keine Lust mich bei 37 Rohren iterativ an die jeweilige Lösung anzunähern.
RE: Rohrschlinge drucken
Ich werde als nächstes versuchen am offenen Rohrende eine Innenstütze zu setzen, damit das Rohr dort rund wird und ich doch mit einem Schiebestück die Frequenz anpassen kann. Ich habe keine Lust mich bei 37 Rohren iterativ an die jeweilige Lösung anzunähern
Hallo Paul,
da das Bauteil sowieso nicht fertig verwendbar vom Drucker fällt, wollte ich mal die Idee einwerfen, diese Teile als zusammengesetzte Konstruktion auszuführen.
Damit meine ich, die rohrförmigen Abschnitte aus einem gekauften Metall- oder Kunststoffrohr zu realisieren und nur die Umlenkbögen zu drucken?
Bei der Verbindung der Teile könnte man dann auch eine Möglichkeit zum Stimmen vorsehen.
RE: Rohrschlinge drucken
.. die rohrförmigen Abschnitte aus einem gekauften Metall- oder Kunststoffrohr zu realisieren und nur die Umlenkbögen zu drucken?
Bei der Verbindung der Teile könnte man dann auch eine Möglichkeit zum Stimmen vorsehen.
Ja, das wäre gut möglich, aber eigentlich hatte ich schon die Hoffnung, dass die Resonanzrohre irgendwann fertig aus dem Drucker fallen.
RE: Rohrschlinge drucken
Vielleicht wäre es eine Idee, dich mal mit SLS oder SLA auseinander zu setzen? SLA ist Harz - gibt mittlerweile verhältnismäßig große Drucker...Drucken feiner und schneller, da keine Mechanik im Spiel ist - wird nur schichtweise belichtet und damit vorgehärtet. SLS ist mit Pulver und Laser. Für diese Anwendungsfälle wären die vielleicht zielführender? Bei beiden ist Support, zwecks Schwerkraft, nicht notwendig - da kommt aber auch Support zum einsatz - hat andere "Falltüren", wie z.b. Aufkommenden Unter- und Überdruck, durch das Abheben vom Fettfilm, für die nächste Schicht beim SLA z.b. oder auch beim Verschieben, bei SLS, beim auftragen der nächsten Schicht etc... Nicht jedes 3D Druck verfahren ist für jede Anwendung gleich gut geeignet...
Gruß, Digibike
Gruß, Digibike
RE: Rohrschlinge drucken
Nein, ich möchte auf jeden Fall bei meinem privaten Drucker bleiben können und das geht auch irgendwann. Ich bin ja auch mit nur einem Viertelton Unterschied schon gut nah dran. Meine Lernkurve muss halt noch ein bisschen weiter gehen :). Die Luftschwingung nimmt offensichtlich in den Rohrbögen eine "Abkürzung", also nicht exakt entlang der neutrale Linie. Die Länge der neutralen Linie hatte ich auf die entsprechende Wellenlänge berechnet. Bei geraden Resonanzrohren aus Stahl oder Aluminium passt das auch perfekt.
Ich kann diesem Freizeit-Projekt durchaus noch einiges an Zeit gönnen. Die vergleichbaren Instrumente, die es auf dem Markt gibt (Vibraphonette, Gigster, siehe unten) haben alle den Nachteil, dass Sie (wegen der langen Resonanzwege und dem daraus resultierenden Platzbedarf für die Rohre) mindestens eine Quint, meist eine Oktave höher anfangen, also deutlich mehr in Richtung eines Glockenspiels gehen.
Ich will halt eher so etwas in kompakter Ausführung.