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Fazit nach ca. 1 Jahr MMU  

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DJ
 DJ
(@dj-2)
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Fazit nach ca. 1 Jahr MMU

Hallo zusammen,

möchte hier mal meine Erfahrungen der letzten Monate mit der MMU posten. Gleichzeitig auch die Frage an @karl-herbert, ob Du mir auch mal den Link mit Deiner Modifikation zukommen lassen kannst. Würde mir gerne mal ansehen, was geändert wurde und dann entscheiden, ob ich den Umbau realisiere.

MMU:
Habe die Standard-MMU im Einsatz und lediglich im Bereich des Buffers eine Reihe von Änderungen gemacht.

MMU Upgrade:
Im Zuge der MMU-Erweiterung habe ich den MK3S auf MK3S+ aktualisiert und gleichzeitig meinen kompletten Drucker umgebaut.

  • Achsen neu
  • Alle Lager neu
  • Lagerführungen neu
  • Halterungen für Stepper neu
  • Halterungen Y-Achse neu
  • Führung Belt Y-Achse neu
  • Halterung X-Achse neu, inkl. Belt-Führungen
  • Komplett neues Extruder Gehäuse aus CarbonPC inkl. aller anderen Teile
  • usw.
  • ... und natürlich die MMU zusammengebaut, angeschlossen und integriert.

Erste Phase nach Umbau:
Generell kann man sagen, dass es nach dem Umbau relativ wenig Probleme gab, zumindest was den Drucker selbst betrifft.

Mit der MMU habe ich ehrlich gesagt wochenlang "tierisch" gekämpft und war kurz davor das SCH....-Ding wieder rauszuschmeißen. Die komplette Filament-Führung ist eine Katastrophe und bis ich mich damit angefreundet hatte, waren, wie gesagt, Wochen vergangen. Ich weiß nicht, wie oft ich die MMU wieder auseinanderklappen musste und den ganzen Salat an Filamenten aus der MMU gezogen habe.

Zum (original) Buffer sage ich lieber nichts ansonsten beiße ich hier in die Tastatur!

Das übelste war und ist jedoch:
Das Filament bildet am Ende je nach Material einen "Tropfen", wenn es aus dem Extruder gezogen wird. Meist wird das Filament jedoch trotzdem bis in die MMU zurückgezogen.In regelmäßigen Abständen bleibt der Tropfen jedoch in der PTFE Röhre im Extruder hängen und "verklebt" dort. Dann bleibt einem nichts anderes übrig als den kompletten Extruder auseinander zu nehmen.Problem hierbei ist auch, dass in den Standard-Einstellungen am Ende des Drucks das Filament entladen wird. Wenn es jedoch verklebt, kommt es zu einer Überhitzung des Systems, da der Drucker die Temperatur erst runterfährt, wenn das Filament entladen wurde.

Das Hotend aus dem Extruder zu bauen war beim ersten Mal noch relativ umständlich, ohne alles zu schrotten. Mittlerweile habe ich den Extruder so oft auseinander genommen, dass ich irgendwann aufgehört habe zu zählen. Extruder an der X-Achse zerlegen und Hotend ausbauen mache ich jetzt innerhalb von 6 - 7 Minuten, mit geschlossenen Augen 🙁

Mist ist nur, dass nachher immer eine komplette Kalibrierung des Druckers und der Achsen notwendig ist. Alles in allem also immer ein Aufwand von mehreren Stunden!Das geht gar nicht!

Mittlerweile habe ich die Standard-Einstellungen, dass das Filament am Ende des Drucks entladen wird, aus den Erweiterungen rausgenommen. Damit habe ich zumindest bei mir die "Verstopfungen" massiv reduziert.

Momentane Situation
Aktuell läuft meine MMU mal relativ störungsfrei (nennen wir es so). "Wir" haben uns geeinigt, dass ich sie nicht in hohem Bogen aus dem Fenster werfe und sie dafür nicht rumzickt. Die Warnung scheint zumindest meist zu helfen.

Nutzung:
Mehrfarbig drucke ich relativ selten. Ich nutze die MMU vorwiegend, um mehrere Materialien im Wechsel zu drucken. PLA, PETG, CPE HG100, Nylon, CarbonPC

Fazit:
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob ich mir das Elend nochmal antun würde. Bis zur MMU hat mein Drucker einwandfrei und problemlos funktioniert. Anmachen, Drucken, Ausmachen, Ende. Probleme gab es eher damit, dass man sich erst einmal wieder mit neuen Materialien auseinander setzen musste, wie diese am besten zu drucken sind. Ansonsten ab und an mal etwas Streicheleinheiten aber ... Funzte.
Seit der MMU bin ich mindestens 25-30% der Zeit damit beschäftigt, Fehler auszubügeln und den Drucker immer und immer wieder auseinander zu bauen, um das MMU-Chaos zu beseitigen und wenn es dazu kommt, dann steht der Drucker meist erst einmal wieder 3 - 4 Tage.
So viel zum Thema "Ingenieursleistung"?

Dennoch, wenn die MMU nicht rumzickt, dann sind die Ergebnisse auch sehr gut, vor allem die mehrfarbigen. Das ist schon recht cool!
Daher hier zum Abschluss:

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
die eine will sich von der andern trennen:
Die eine hält in derber Liebeslust
sich an die Welt mit klammernden Organen;
... [Goethe, Faust]

Napsal : 08/11/2022 8:23 am
DJ
 DJ
(@dj-2)
Active Member
Topic starter answered:
RE: Fazit nach ca. 1 Jahr MMU

Hier mal einige farbige Beispiele:

Unterlage Motorradständer

Untersetzer 🙂

Ersatz für abgesägten Kotflügel (Vorbesitzer war eine wirkliche "Leuchte")

... und einiges mehr

Napsal : 08/11/2022 8:46 am
Thejiral
(@thejiral)
Noble Member
RE: Fazit nach ca. 1 Jahr MMU

Interessant. Verstopfung des Extruders ist ein Problem das mir beim MMU praktisch unbekannt ist. Ich hatte einige Startschwierigkeiten aber das einzige worauf ich jetzt noch aufpassen muss ist dass die Spitzenformung passt und es nicht stringt. Hab schon länger keine großen MMU Drucke gemacht aber wenn Stringing ein Problem ist gibt es robustere Filamentwechseleinstellung als die die default sind. 

Die einzigen echten Multimaterial Drucke die ich gemacht habe waren mit löslichem BVOH und PLA. Das ist sicherlich die Königsklasse der MMU Nutzung. Wenn wir uns ehrlich sind, ist er dafür auch nicht optimal. Da sollte man sich einen Dual-Extruder zulegen und hat mehr davon. Für Mehrfarbendrucke ist er aber sehr wohl gut geeignet wenn man sich mit dem hohen Material- und Zeiteinsatz anfreunden kann. Plug and play ist der MMU in der Regel allerdings nicht. Er ist nichts für Leute die sich nicht näher damit beschäftigen wollen sondern bloß drucken. 

Mk3s MMU2s, Voron 0.1, Voron 2.4

Napsal : 08/11/2022 11:10 am
DJ
 DJ
(@dj-2)
Active Member
Topic starter answered:
RE: Fazit nach ca. 1 Jahr MMU
Posted by: @thejiral

Plug and play ist der MMU in der Regel allerdings nicht. Er ist nichts für Leute die sich nicht näher damit beschäftigen wollen sondern bloß drucken. 

Jep, unterschreibe ich sofort. Mir geht es aber primär nicht darum nur zu drucken. Man muss sich generell mit der Thematik immer auseinander setzen.

... mich nervt jedoch, dass ich ewig das gesamte Ding auseinander nehmen und wieder zusammensetzen muss (plus der gesamten Kalibrierung danach), nur weil das System irgendwas wieder einmal "Quer" sitzen hat, im wahrsten Sinne des Wortes.

Meine Druckjobs sind in der Regel zwischen 3-6 Stunden, auch mal bis 8 Std. Über 10 Std. ist eher die Ausnahme. Längster Job - ohne Probleme aber auch ohne MMU - lag bei etwas über 50 Stunden.

Problem ist auch, ohne MMU habe ich den Drucker oft auch unbeaufsichtigt gelassen, da er immer einwandfrei funktionierte. Mit der MMU ist das überhaupt kein Thema mehr, das Vertrauen in das System ist komplett verloren gegangen, nur aufgrund der MMU. Der Drucker funzt nach wie vor einwandfrei!

Napsal : 08/11/2022 11:47 am
Thejiral
(@thejiral)
Noble Member
RE: Fazit nach ca. 1 Jahr MMU

Keine Ahnung was es da hat oder ob es an der wilden Mischung an durchaus anspruchsvollen Materialien liegt. Ich habe nur Erfahrung mit PLA, PETG (funktionieren gut) und BVOH (sagen wir mal anspruchsvoll aber möglich). 

Ich habe den MMU schon seit Ewigkeiten nicht mehr zerlegt. Also außer man inkludiert Selektor kurz aufschrauben um was auszuputzen (selten und länger her) oder kurz den Schlauch raus um Strings rauszuholen (das einzige was noch hin und wieder anfällt). Ich hab mein ganzes Eigendesign Catanset mit MMU gedruckt mit 0,1 mm layer height und 0,25 mm Düse. Das waren in der Regel 24 Stunden drucke und die größten waren 48 Stunden Drucke mit 3 manuellen Pausen für Filamentwechsel und Magnete. Manchmal musste ich ein paar Strings rausziehen aus dem PTFE schlauch, alle 1000 Wechsel oder so. Eine Sache von weniger als 1 min. In Summe hab ich da eine Druckzeit von 500-1000 h. Zusammenbekommen. 

Mk3s MMU2s, Voron 0.1, Voron 2.4

Napsal : 08/11/2022 3:13 pm
karl-herbert
(@karl-herbert)
Illustrious Member
RE:

@dj-2:

Ich habe die letzten Monate die MMU2 in mein Klippersystem integriert und natürlich auch noch den schon etwas älteren MK3 Umbau am Laufen.

Die MMU2 läuft soweit recht zuverlässig, wenn die Filamentspitze beim Laden/Entladen sauber ist. Da habe ich eine Weile bei beiden System in der FW an den Ramming Parametern geschraubt.

Ich bin vorerst eine lange Testreihe, ohne Filament in die Düse zu laden, gefahren (Lade/Entladevorgänge) und habe anschl. nach mehrstündigem fehlerfreien Durchlauf dasselbe mit "schmelzendem" Filament erfolgreich wiederholen können.

Wie gesagt: Sehr wichtig ist die Filamentspitze (von Mat. zu Mat. verschieden). Stringing, Knöpfe, Verdickungen u.Ä. sind hauptsächlich verantwortlich für Lade/Entladepobleme.

Des Weiteren ist die Logikspannung von Haus aus kritisch und das Board mag auch keine höheren Temp. (über 40 Grad C.)

Die Filamentkanäle sollten alle leichtgängig und gratfrei sein. PTFE's verwende ich 4/2.5er.

Den Link zum Umbau hast Du per PN erhalten. Da sind auch STEP Daten dabei um leichter Änderungen durchführen zu können.

Schöne Grüße,

Karl

Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht alles bekommen, was wir verdienen.

Napsal : 08/11/2022 9:50 pm
Thejiral
(@thejiral)
Noble Member
RE: Fazit nach ca. 1 Jahr MMU

Was bei Spitzenformen optimieren erschwerend hinzu kommt ist, dass sich das Verhalten nach mehreren hundert Wechsel oder einigen Stunden verändern kann, je nach Filament. Das heißt problematisches Stringing fällt einem ev. erst nach substantiellen Druckzeiten auf. Das ist mit ein Grund warum ich das mit zu tief gehendem Ramming optimisieren dann sein hab lassen. Der andere Grund war, dass ich zwar etwas archaische aber dafür deutlich robustere Einstellungen hier im Forum mal gefunden habe. Seit alles relativ verlässlich funktioniert greife ich am MMU und dem Mk3s selbst nicht mehr allzuviel an. 

Mk3s MMU2s, Voron 0.1, Voron 2.4

Napsal : 09/11/2022 7:26 am
promo_3d
(@promo_3d)
Eminent Member
RE:

Moin zusammen,

ich fahre aktuell sehr gut mit diesen Einstellungen bei Pla. Dir form der Spitzen kann man dann nochmals über die Temp steuern. In 2 Grad Schritten nach oben oder unten.

Gruß Daniel

Napsal : 10/11/2022 9:18 am
DJ
 DJ
(@dj-2)
Active Member
Topic starter answered:
RE: Fazit nach ca. 1 Jahr MMU

Hallo zusammen,

Besten Dank für die Infos. Ich werde mir mal die Werkzeugwechsel-Parameter etwas genauer ansehen. Vielleicht komme ich damit etwas weiter.

@karl-herbert
nochmals Danke für den Link.

Ciao
Der DJ

Napsal : 10/11/2022 9:51 am
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