Layershifting und Warping
Hallo,
ich drucke bereits seit einigen Monaten und bin meist mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Bei manchen Drucken bleibt der Lerneffekt nicht aus und ich muss den jeweiligen Druck wiederholen, weil z.B. die Standfläche zu klein/filigran ist. Bei kleinen runden Öffnungen direkt auf der Druckplatte z.B. etc.
Nun habe ich eine Konsole konstruiert, die in ASA gedruckt an einem Mauereck befestigt wird und anschließend von vorne der zugehörige Deckel aufgeschoben wird. (Siehe Fotos)
- Den Deckel (auf den Fotos auf dem weißen Tisch) könnte ich liegend drucken - dann gefällt mir allerdings die Optik nicht (die auf dem Druckbett aufliegende Fläche wäre optisch anders als die vertikal gedruckte).
- Aber die Konsole (auf den Fotos im Drucker) selbst muss ich stehend drucken (die Abmessungen sollten auf den Bildern erkennbar sein, Höhe etwas über 110 mm).
Man erkennt sofort, wo meine Probleme mit dem fertigen Druck sind. Prinzipiell ist mein Drucker sehr gut eingestellt und ein Probedruck mit PLA hat eigentlich super funktioniert. Lediglich der oberste Teil der beiden Konstruktionen hatte diesen Versatz, wie er auch auf den Fotos zu erkennen ist -> läuft das noch unter "Layershifting"?
- Die Schicht, die man am Druckbett sieht, ist Kleber.
- Ich habe mir eine Einhausung gebastelt, die allerdings oben noch offen ist. Könnte das eine Rolle spielen?
- Offensichtlich habe ich auch massive Probleme mit den Stützstrukturen. Der Abstand zwischen den Strukturen ist 3 mm. Nach etwa einem Zentimeter Höhe scheint das Material entweder unten wegzusacken oder der Druckkopf liegt etwas neben den tieferen Layern, aber in Summe hält die Struktur. Den Winkel der Stützen hatte ich mit 30° gewählt.
- Da die Stützstruktur mangelhaft ist, kann ich auch die kaputte Oberfläche der Konsole nicht eindeutig beurteilen.
- Um das Warping zu vermeiden: müsste ich den Brim größer machen oder vielleicht ein Raft mitdrucken?
Da der PLA-Druck keine schlechten Ergebnisse brachte, habe ich den Verdacht, dass ich das ASA nicht im Griff habe.
Gibt es eine Möglichkeit die Stützstruktur dicker (nicht dichter) zu drucken?
Für eure Ratschläge und Erfahrungen zu dem Druck mit ASA und solcher Strukturen wäre ich dankbar. Ich hoffe, dass sich erfahrene Drucker finden, die mir Hinweise geben könnten.
Lg,
LePhoenix
RE: Layershifting und Warping
Hallo LePhoenix,
da hast Du ja fast alles dabei was schief laufen kann. Zumindest falls ich das auf den Bilder richtig interpretiere.
Erstmal eins vorweg, bei einem Druck mit der Geometrie würde ich vielleicht sogar auch etwas Kleber verwenden. Wahrscheinlich aber eher individuellen Brim.
So nun zum Druck:
Zum einen separieren sich die Layer.
Das passiert bei ASA vor allem dann wenn entweder die Temperatur des Extruders nicht passt, oder der Bauraum nicht geschlossen ist. Stichwort Zugluft und wechselnde Temperaturen.
Mit einer oben offenen Umrandung des Druckers hast Du schlimmstenfalls sogar einen Kamin gebaut der dir die warme Luft vom Drucker abzieht.
Damit lässt sich auch das Warping an den Ecken erklären.
Hier würde ich auf jeden Fall eigenen Brim (Ohren) direkt anmodellieren.
Mann kann das Temperaturproblem auch gut daran erkennen das sich das Druckblech auf dem Tisch hochbiegt. Also vom Warping des Druckobjekts hochgezogen wird.
Zusätzlich scheint sich der Druck komplett in sich zu verwinden. Das kannst Du nur mit entsprechend in das Modell integrierten Verstärkungen in den Griff bekommen die dann nachher mechanisch entfernt werden müssen.
Auf einigen Bilder schaut es für mich aber auch aus als ob die Mechanik sich während des Drucks verändert. So als wenn ein Riemen nicht richtig gespannt, oder ein Riemenrad locker ist.
Gruß Kai
Wer freundlich fragt bekommt auch eine freundliche Antwort.
nec aspera terrent
RE: Layershifting und Warping
Ach so, generell geht das aber alles.
Ich habe selbst schon z.B. eine eckige Außenlampe mit sehr dünnen Wandstärken in ASA gedruckt. Der MK3 kann das, nur nicht einfach so ohne Einhausung. Wichtig ist auch das Du den Druck in der geschlossenen Einhausung nachher langsam abkühlen lässt. Sonst reißt ASA auch gerne mal bei zu schnellem Abkühlen, oder Zugluft beim Abkühlen.
Wer freundlich fragt bekommt auch eine freundliche Antwort.
nec aspera terrent
RE: Layershifting und Warping
Hallo Kai,
danke herzlich, dass Du dir für die ausführliche Antwort Zeit genommen hast. Ja, irgendwie war da von allem was dabei.
Das Argument mit dem Kamin ist plausibel. Ich habe heute auch bereits Material für den Deckel gefunden, das werde ich dann zurechtarbeiten. Auch den Vorschlag mit dem Brim werde ich gerne übernehmen. Darf ich da nachhaken: wie hoch und v.a. wie groß würdest Du diese modellieren? Gerade so die ersten zwei Layer oder höher?
Ich habe auch gestern von Prusa ein Video gesehen in welchem eine Liste zur Überprüfung der Mechanik bei Layershifting abgearbeitet wird. Das werde ich wohl ebenso durchmachen - vermutlich hast Du mit einem Riemen recht.
Mit Verstärkungen werde ich gerne experimentieren. In diesem Fall wäre ein optischer Mangel durch Entfernen, da nicht sichtbar, egal.
Super, danke nochmal für den Input. Damit werde ich das Ganze probieren. Ich werde mich bemühen, über Erfolg oder Mißerfolg zu berichten.
Lg,
LePhoenix
RE: Layershifting und Warping
Gerne,
zur Einhausung reicht es sogar wenn Du ganz banal einen großen Karton über den Drucker stülpst.
Zum testen ist das ausreichend. Oder Z.B. Styrodurplatten, die isolieren sehr gut.
Sollte aber beides keine Dauerlösung sein.
Du könntest das Teil auch hier, oder in der Rubrik "Prints" hochladen. Dann können wir mal schauen wo sich Verstärkungen anbieten würden. Die Teile scheinen ja nicht so sehr Komplex zu sein. Und mindestens die Löcher benötigen eigentlich überhaupt keine Stützen wenn sie gut modelliert sind.
Da findest Du im Prusa Blog auch eine Menge guter Informationen zu.
Wer freundlich fragt bekommt auch eine freundliche Antwort.
nec aspera terrent
RE: Layershifting und Warping
Hallo,
gestern konnte ich meine improvisierte Einhausung in Betrieb nehmen und einen Druck starten. Die Ergebnisse sind zwar besser, aber auch hier haben sich in der z-Achse die Layer zT getrennt. Auch die Decklage ist wieder ein wenig verschoben, was mir überhaupt nicht einleuchten will, da ja die vertikale Ebene darunter auch einigermaßen passt.
Wie man sieht, habe ich den Brim breiter gestaltet, einen Raft druntergesetzt und die Stützen extra umhüllt (nicht das niedrige Windschild von dem ich dachte, es würde vielleicht auch einen positiven Effekt gegen das Warping haben).
Liegen die Fehler noch immer an der Umgebungstemperatur?
Falls sich jmd finden würde, der sich Datei ansehen wollte, in welchem Format sollte ich die Datei bereitstellen?
Lg,
LePhoenix
RE: Layershifting und Warping
Hallo,
bestenfalls stellst Du die Datei in der Ursprungsform bereit. Zumindest falls das ein einigermaßen weit verbreitetes Format ist.
Wenn das aber zu speziell sein sollte, dann gerne als STL oder 3mf.
Gruß Kai
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nec aspera terrent
RE: Layershifting und Warping
Ich habe gerade gemerkt, dass ich peinlicherweise mein Thema in der falschen Druckerkategorie erstellt habe. Eigentlich gehts um den MK3s+. Ich muss mich beim Erstellen vertan haben. Gibt's Moderatoren, die meinen Fehler freundlicherweise korrigieren könnten? Tut mir echt leid.
Die Datei habe ich leider nur als stl (hab die Konstruktion leider mit TinkerCad begonnen bevor ich mit Fusion zu experimentieren begonnen habe). Werde die dann am besten in "Drucke" geben und hier im Thread verlinken - wäre das sinnvoll?
Lg,
LePhoenix
RE: Layershifting und Warping
Hallo LePhoenix,
hast du bei dem Druck von ASA auch den Bauteillüfter komplett ausgeschaltet?
Probiere mal den Druckraum komplett zu schließen, Bauteillüfter aus und Heize das Druckbett vorm Druck mal ein paar Minuten vor.
Welches ASA Filament nutzt du eigentlich?
LG
Carl
Prusa Mini+ mit Druckkabine
RE: Layershifting und Warping
Die STL ist natürlich ausreichend.
Allerdings musst Du die vorher packen mit WinZip oder ähnlichem.
Gruß Kai
Wer freundlich fragt bekommt auch eine freundliche Antwort.
nec aspera terrent
RE: Layershifting und Warping
@Carl Carlson
Ich habe bisher mit den Prusa-Einstellungen gedruckt, also den Bauteillüfter nicht bewusst abgeschaltet. Wäre das unter"Filamenteinstellungen" - "Kühlung" - "Lüfter ständig laufen lassen"? Hier habe ich in den Prusa-Voreinstellungen tatsächlich ein Häkchen und gerade in der Infobox gesehen, dass das für ABS (also vermutlich auch ASA) ungeeignet ist.
Das Filament ist direkt vom Prusa-Shop: Prusament ASA Signal White
@Kai
Danke wieder für Deine Hilfe, ich versuche die Datei als Zip anzuhängen.
RE: Layershifting und Warping
Da offensichtlich der letzte Versuch eine Datei anzuhängen fehlgeschlagen ist, versuche ich es somit noch einmal.
RE: Layershifting und Warping
Wenn ich dieses Objekt (Zip Datei) bei meinem Mini Drucken würde, würde ich folgende Einstellungen bzw. Vorarbeit leisten.
Das Gehäuse in dem der Drucker steht schon mal auf Temperatur bringen ~35-40°C.
Den First Layer kontrollieren, der ist auch entscheidend für die Haftung.
Drucken mit 100°C Bett und 260°C Düse.
Vertikale Konturen auf 3 erhöhen, somit spart man sich das Infill.
Windschutz aktiviert (über die komplette Höhe)
Rand aktivieren (5mm sollten reichen)
Stützen überall (er füllt eigentlich innen gar noch so viel aus, esseiden es ist gewünscht, dann manuell stützen einzeichnen)
Lüftergeschwindigkeit auf min 1% und max 20% stellen
Mit diesen Einstellungen konnte ich auch größere Objekte ohne Warping und Risse drucken.
RE: Layershifting und Warping
Ach, also zusätzlich noch einen Windschild mitdrucken. Ich werde gerne alles probieren. Danke für das Teilen Deiner Erfahrung.
Btw.: weiter oben habe ich bereits erwähnt, dass ich leider beim Erstellen des Themas die falsche Rubrik gewählt hatte - ich drucke nämlich mit einem MK3s+. Für Deine vorgeschlagenen Druckeinstellungen wird das jedoch irrelevant sein.
Lg,
LePhoenix
RE: Layershifting und Warping
Hallo "LePhoenix",
wenn Du das Teil stehend Drucken willst/musst würde ich als erstes die Konstruktion anpassen im Bereich der Löcher und dort mit eigenen Supports arbeiten. Das minimiert dort die Stützen.
Um weitere Oberflächenfehler zu vermeiden, die ab und zu bei Supports entstehen, könntest Du versuchen diese komplett zu vermeiden. Das reduziert die Druckzeit und stabilisiert den Druck. Allerdings musst Du dann im Anschluss auch Teile mit einem Cutter entfernen und die Wagerechten Löcher wieder "aufstechen" bzw. nachbohren.
Ich könnte Dir an fertigen Objekt am einfachsten zeigen was ich meine, und hoffe das ich eingermaßen zu verstehen bin.
In die senkrechten Löcher würde ich mittig eigene Stützen konstruieren.
Auf der Innenseite würde ich an der Kontur eine "Wand" mit ein bis zwei Perimetern Wandstärke konstruieren und nachher mit dem Cutter entfernen. Bei der Decke würde ich die Löcher auf der Unterseite mit einer Schichtstärke füllen und nach dem Druck aufstechen/-bohren.
Nun noch kurz zum Windschield. Den sollte man natürlich auf der vollständigen Höhe des Drucks verwenden. Der kleine Rand bringt leider nichts.
Gruß Kai
Wer freundlich fragt bekommt auch eine freundliche Antwort.
nec aspera terrent
RE: Layershifting und Warping
Danke für Deine Ausführungen Kai,
leider konnte ich mich aktuell nicht mit dem Thema beschäftigen.
Bei den Löchern hatte ich eigentlich nicht direkt den Eindruck, dass hier die Probleme lägen. Aber nachträglich bohren wäre die geringste Hürde, denke ich. Wenn ich Dich richtig interpretiere, würdest Du vorschlagen eine geschlossene Konstruktion zu machen und am fertigen Objekt die Rückwand rausschneiden?
Das Windschild sollte man also auch bei Nutzung einer Einhausung mitdrucken?
Denkst Du, dass eventuell die Wandstärke der Konstruktion zu dünnwandig ist und sich deswegen die Layer aufziehen? Der Gedanke kam mir jetzt gerade...
RE: Layershifting und Warping
Eher nicht. Je massiver, desto mehr Wärme schließt du ein, kannst aber nicht verhindern, daß an der Außenkontur der Abkühleffekt größer ist. Deshalb ist Zugluft auch so kontraproduktiv und teilweise auch Lüfter. Langsamer drucken ist meist effektiver, als ein Lüftereinsatz. Was aber eher dein Problem sein dürfte, ist die lange Gerade und der recht harte 90Grad Winkel. An den Ecken bündeln sich die Kräfte und auf langen Kanten gibt es genug Strecke zum "Anlupfen". Je mehr Strecke, desto besser. So hebelst du am Ende des Drucks ja auch deine Teile runter, oder?
Also, ich mache an allen Ecken und alle 3 cm etwas kleinere "Mäuseohren" etwa 2-3 Layer stark hin. Damit werden die "Kraftlinien" gebrochen und auf die vergrößerte runde Fläche verteilt und keine großflächige Abhebelung ermöglicht. Ich drucke damit bis zu 30 cm hohe ABS-Teile ohne Probleme hin. Ein "Kamin", also eine Wand, 1 Perimeter stark, etwa 2 mm Abstand, erhöht den Materialverbrauch und die Druckzeit, aber hält defintiv die Wärme ebenso im Objekt und verzögert so den Abkühleffekt während dem Druck. Verwendete ich auch, aber seit komplett eingehaust und aktiv beheizbar, spare ich mir das. Das ist, für mich, nur noch die letzte Option, wenn alles andere nicht genug "fruchtet"... Aber das hängt von den jeweiligen Begebenheiten ab.
Gruß, Digibike
RE: Layershifting und Warping
Grundsätzlich benötigst Du ein Windschild bei vorhandener Einhausung, und passend eingestellter Kühlung, nicht.
Bei den Löchern umgehst Du damit nur den Umstand das der Slicer dort die Stützen erstellt.
Bei der Wandstärke sehe ich keine Probleme. Das passiert unter ungünstigen Umständen bzw. bei ungünstigen Druckparametern auch bei dickwandigen Druckobjekten. Das habe ich auch schon erfahren müssen.
Du interpretierst richtig, ich meine eine geschlossene Konstruktion. Günstig positioniert könnte das die komplette interne Stützstruktur ersetzen. Immer vorausgesetzt die Unterseite der oberen Fläche muss nicht extrem präzise sein.
Gruß Kai
Wer freundlich fragt bekommt auch eine freundliche Antwort.
nec aspera terrent
RE: Layershifting und Warping
@Digibike: die Mäuseohren und auch den reduzierten Lüftereinsatz werde ich beim nächsten Versuch anwenden. Welche Temperaturen hast Du während des Drucks in der Einhausung?
@Kai: Prinzipiell habe ich die Parameter der Stützen so gewählt, dass sie dazu beitragen die oberste waagrechte Fläche ohne Durchhänger zu erstellen helfen. Sprich von dem vertikalen Element einen leichten Abstand haben. Habe ich damit vielleicht bewirkt, dass sich mittig die Layer heben?
Naja, der nächste Versuch wird es zeigen.
Danke für eure Unterstützung,
LePhoenix