Habe Drucker umgebaut für MMU...kann ich noch irgendwie ohne MMU drucken?
Hallo,
ich habe meinen MK3S mit einer MMU erweitert. Naja, damit habe ich diverse Probleme...aber im Moment verzweifle ich am Druck mit TPU!
Das TPU-Filament verhakt sich im Extruder; manchmal irgendwann während des Drucks, oft aber auch gleich von Anfang an.
Ich habe den Eindruck, dass die MMU alles viel schlimmer macht! Die MMU arbeitet wie ein Bowden-Extruder und drückt das Filament in den Extruder.
Dort kommt es dann zu einem Stau. Entweder es wickelt sich um das Antriebsritzel oder kommt sonst irgendwo raus.
Meistens ist es dann so verklemmt, dass es nicht zurückgezogen werden kann ((auch nicht mit Gewalt) und ich jedesmal den Druckkopf aufschrauben muss.
Deshalt meine Frage: Kann man trotz installierter MMU das Filament auch direkt zuführen?
Klar, Verschraubung lösen und das Filament direkt in den Schlauch stecken. Aber wie bringe ich dem Drucker bei, dass die MMU ignoriert werden soll?
RE: Habe Drucker umgebaut für MMU...kann ich noch irgendwie ohne MMU drucken?
Hi,
Je flexibler, desto schwieriger wird es mit der MMU. Das hast du schon richtig erkannt. Klar kann man die MMU auch nach Nachrüstung umgehen.
Dafür gibt es 2 Möglichkeiten: Variante 1 bevorzuge ich ganz gern, hat aber den Wermutstropfen, daß das Entladen nicht mehr richtig funktioniert... Was mache ich bei der Variante? Ich entferne den Tube von der MMU der zum Druckkopf runter geht. Ich führe den gewünschten Filamentstrang in den Druckkopf bist kurz vor dem Ritzel. Nun nehme ich ein Stückchen PLA oder ABS Filament etc. - einfach einen alten Rest - 10 cm reichen vollkommen. Dieses führe ich im Ausgang der MMU - da wo vorher der Tube drin war, rein, aber nur bis kurz vor dem Sensor! Nun starte ich den Ladevorgang, laß 4-5 sec. die MMU anlaufen und schiebe dann den Filamentrest rein, so daß der Sensorring rot leuchtet (Filament geladen). Dann läuft der MMU-Transport los. Ich warte, bis die MMU auf langsame Förderung geht und lasse 2 sec. langsam laufen und schiebe dann das Filament von Hand gegen den Ritzeldruck in den Extruder. Dieser läuft dann an und lädt fertig. Achtung! TPU mag überhaupt nicht, wenn es zu lange köchelt - also druckbett vorher unbedingt auf Zieltemperatur bringen und den Druck direkt dann starten! Sonst dauert es nicht allzu lang, bis es zu verstopfungen kommen kann... Wie gesagt, Entladen mußt du von Hand, da keine MMU es aus dem Hotend raus zieht - existiert ja keine Verbindung - bekommst also nur eine sich "aufhängende" MMU, wenn du nicht, bei Druckende, vorort bist und nachhilfst (oberes Rest Filament aus MMU wieder rausziehen um Sensor wieder frei zu geben...)
Variante 2 geht so ähnlich. Nur wird hierbei der Stecker für die Spannungsversorgung der MMU abgesteckt. Da die MMU damit dann ohne Spannung ist, "weiß" der Drucker folglich auch nicht, daß er überhaupt eine MMU hat. Er verhält sich dann in etwa wie ein normaler Prusa, nur halt mit einer etwas anderen Filamentzuführung. Ich verwende diese Variante weniger, da im Encloser dieser Stecker nicht gerade elegant erreichbar ist - geht, aber Elegant ist anders... - und weil du noch dazu den Stecker seitlich entriegeln mußt. Ganz nebenbei riskiert man beim "blinden" Stecken auch allzu leicht, Pins Krum zu drücken. Kann schnell in einem "Bruch" enden. Diese Variante gibt es und geht auch, aber Steckverbindungen, die eigentlich nur zum Kontaktieren und dann so betreiben konzipiert sind, ständig, weil man gerade ein exoten-Material verdrucken möchte, immer wieder zu lösen und zu stecken, bin ich jetzt nicht unbedingt der "Freund" von. Gelegentlich kann man, hab ich auch mal probiert, aber aus oben geschilderten Gründen, mache ich persönlich diese Variante so gut wie nie. Ich time lieber, daß zu der Zeit jemand kurz am Drucker ist und den Broken raus zieht, sobald der Prusa an die MMU wieder übergeben hat...
Gruß, Digibike
RE: Habe Drucker umgebaut für MMU...kann ich noch irgendwie ohne MMU drucken?
hey, danke für die ausführliche Erklärung!
wenn, dann würde ich Variante eins ausprobieren!
ich hab's zuerst nicht ganz verstanden, da ja die MMU auch während des Druckes nachschieben möchte...aber dann wurde es mir klar! Du schiebst das Filament von "vorne" in die MMU, dann laufen die Transporträdchen leer!
übrigens noch ein kleiner Hinweis:
bei längerem Drucken mit TPU (großes Teil oder viele kleine Teile) wird ein Stau immer wahrscheinlicher.
Ich vermute, während dem Druck wärmt sich alles im Druckkopf nach und nach auf und das Filament wird dadurch immer weicher
RE: Habe Drucker umgebaut für MMU...kann ich noch irgendwie ohne MMU drucken?
Wenn ausreichend Kühlung da ist, nicht! Da wäre bei PLA dann viel schneller das Problem - das wird ab 40 Grad schon langsam "Schmierig" und klebrig. Bei 60 Grad ist dafakto "schluß mit lustig"... 60 Grad noddeln TPU genau 0...Nein, die Ursache liegt eher im stetig aufaddierenden Druck in der Schmelzkammer und dem extremen "Verlangen", diesem auszuweichen.... TPU ist ein "gehetztes Wild", wenn du so willst. Immer auf der Suche nach einem "Ausweg". Je größer der Druck in der Schmelzkammer und damit der Rückstau wird, desto eher wird das dann letztlich auch passieren...
Die Geschwindigkeit ist also Essentziell. Ein Tick mehr und schon geht der Druck Sprunghaft in die Höhe. Zulange Verweildauer in der Düse und es bildet sich eine Gummiartige Ablagerung die schön anbrennt. Löst sich das dann irgendwann, ist deine Düse zu... Tödlich ist auch, zuviel Material zu fördern. Während sich bei "normalen" Materialien der Extruder mit einem "Plopp" gern mal des überschüssigen trennt, zieht TPU nur fäden wie eine Italienische Pizza... Lecker bei der Pizza, beim Drucken...
Ich drucke aber Problemlos auch für einen ehemaligen, mittlerweile verrenteten, Arbeitskollegen, für seine Skistiefel sogenannte Versenstücke. Sind Salomon-Stiefel, passen Ihm perfekt, aber schon 20 Jahre alt und entsprechend gibts diese Verschleißteile nicht mehr. Dauern ein paar Stunden, da recht groß, Massiv und, erwähnte ich schon(?), seeeehr langsam? Wobei, sind 25 mm/s so langsam? Ich verwende dazu allerdings einen kleinen Trick: Ich habe so kleine "Wegwerfwürfel", die ich mit drucke. Massiv, aber mit einer Flowrate von, ab dem 2.ten Layer, unter 35%. Was bewirkt das ganze? Nun, eigentlich simpel: Er ist klein (7*7 mm reichen), kostet eigentlich keine Zeit, da er erlaubt, schneller zu drucken (verstehst du gleich...) und kaum Material, da er ja extrem "Verhungert" gedruckt wird. Was macht dieser kleine "Klecks" nun? Nun, bei jedem Layer wird er angefahren und kurz gedruckt. Dabei wird aber so gut wie kein Material weiter gefördert. Der Druck in der Schmelzkammer sinkt drastisch ab, ohne wirklich leer zu laufen. Im Prinzip ist es ein Löschpapier, daß die überschüssige "Tinte" von der Schreibfeder "wegsaugt" und dann erlaubt "Kleksfrei" (ohne angestauten Überdrück) weiter zu drucken... So drucke ich TPU und habe damit eigentlich keine Probleme - außer halt, bei zu langer "Startverzögerung" - den 1.ten Layer muß er ohne "Vorschädigung" überstehen, sonst hilft alles nichts und es ist nur eine Frage der Zeit, wann es zu Problemen kommt...
Gruß, Digibike
RE:
Zu Variante 2: Man könnte mit wenig Aufwand einen Kippschalter anbringen, um entweder die Stromzuführ und/oder die Datenleitungen (Tx, Rx) zu unterbrechen.
Kai's Lösung: https://www.printables.com/de/model/15660-i3mk3-mmu2s-switch
Schöne Grüße,
Karl
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