Fäden ziehen, Klumpen und verbrannte Stellen
Hallo, ich bin relativ neu beim Thema 3D-Druck und habe bei meinen Drucken ein größeres Problem.
Wie auf den Bildern zu sehen ist werden extrem viele Fäden gezogen und an manchen Stellen bilden sich auch Plastikbollen und verbrannte stellen. Das Druckergebnis ist wirklich alles andere als Zufriedenstellend. Ich habe einen Prusa Mini+ und habe ich schon verschiedene Filamente benutzt. Und das Ergebnis ist bei allen Filamenten das gleiche. Ich habe auch schon verschiedene Druckgeschwindigkeiten und den Extrusionsfaktor auf 0,95 eingestellt aber das Ergebnis hat sich nicht wesentlich verändert.
Ich weiß leider nicht was ich noch ändern kann um mein Druckergebnis zu verbessern. Über Hilfe wäre ich sehr erfreut.
RE:
Mal eine Frage, nicht um zu kritisieren, sondern um Gedanklich dich vielleicht auf eine andere herangehensweise zu bringen: Warum druckst du solche Sachen, wenn du die Grundeinstellungen noch nicht beherrscht? "Verbranntes" und "bollen" deuten auf viel zu viel Material hin, was sich zum einen an der Düsenseite Ablagert und schön langsam verbrennt - nicht wundern, wenn du als nächstes irgendwann Probleme mit verstopften Düsen bekommst - und auf der anderen Seite, sobald der Druck etwas schwächer wird - z.b. beim Layerwechsel etc. - sich in "Entladung" des überschüssigen Materials äußert... Mit deinen 95% kann hier leider keiner wirklich etwas anfangen, außer, daß du wohl vorher es auf 100% und dann einfach mal auf 95% reduziert hast - ist aber Mutmaßung meinerseits... Eigentlich Kalibriert man das aber für das Material, welches man gerade drucken möchte - und da jeder Rolle Ihre Toleranzen bei der Herstellung hat - billige meist mehr als teure, kann die das Standardprofil nicht kennen - wenn ich Stumpf ne Platte druck, kann ich das etwas vernachlässigen - ganz sollte ich das aber nie! Hier Blobt er aber, daß es nur so eine Freude ist... Eine Schnelle und sehr genaue Methode ist übrigens, wenn du 1 m Material von einer neuen Rolle abschneidest (Achtung: Rolle nicht entlasten lassen, sonst hast du Ruck zuck später "Knoten" drin, weil die entlasteten Schlaufen gern unter andere entlastete "Schlupfen" und sich nachher "zuziehen" beim Drucken....! Am besten zu zweit machen oder einen Fixierclip und das lose Ende fixieren!!!). Bitte genau schneiden - je genauer es tatsächlich 1 m ist, desto genauer wird das Ergebnis nachher!!! Diesen Meter auf einer Briefwaage wiegen und das Gewicht genau festhalten. Dann einen Würfel mit 15 mm Kanntenlänge konstruieren/nehmen und so slicen, daß er mit 2 Wandlinien, 2 Bodenflächen und OHNE Deckel und Infill gedruckt wird! Retract kannst du alles aus lassen. Extrusion auf 100%. So slicen und abspeichern. Dann mit einem ganz billigen Editor - bitte keine Textverarbeitung und Slicer bitte auf ASCII-Gcode und nicht auf Binär stellen - einlesen. Ziemlich am Ende des Gcodes fängt dann der Kommentierungsbereich an, wo mitunter auch steht, wieviel Material, in mm, verwendet werden! Du kennst genau, was 1 m wiegt und du hast nun vom Slicer "Serviert" bekommen, wieviel er, inkl. Purge-Raupe, Support, Briem etc., für den Druck verwenden wird. Per 3-Satz ist es nun nur noch ne Fleißaufgabe, ne Excel-Tabelle oder per Taschenrechner zu berechnen, was das ganze dann letztlich wiegen soll! Nun das ganze, mit dem abgeschnittenen Meter (wollen ja nichts verschwenden...), Drucken, und ALLES, inkl. Purgeraupe nachher einsammeln und auf die Briefwaage. Da kommt nun Gewicht X heraus. Die Differenz in % berechnen und nun "ratest" du nicht, sondern weißt ganz genau, wie du den Flow einstellen mußt, um Über und Unterextrusion zu verhindern. Damit werden die Blobs verschwinden und das Stringing auch schon weniger werden...l Stringing kann einerseits vom Material selber kommen - (TPU und PETG sind hier ganz starke Vertreter), läßt sich aber mit nem Feuerzeug recht schnell entfernen - wenn es soweit sich in Grenzen hält - reduzieren kann man nämlich auch dort, aber bei diesen ist es schwer bis unmöglich, wenn man nicht gerade im Vasenmodus was druckt, daß gänzlich zu unterbinden... Ein Aspekt ist aber auch die richtige Temperatur. In der Kammer bildet sich ein gewisser Druck - es sabert ja nicht einfach raus, wenn es lust hat, sondern kommt beim Drucken kontinuierlich und im Idealfall gleichmäßig raus - das funktioniert nur, wenn es unter konstantem Druck steht. Dieser Druck ist aber bei Leerfahrten Kontraproduktiv... Da gibt es verschiedene Strategien und Dinge zu beachten. Zum einen ist es ein Problem, wenn die Temperatur zu hoch ist - je flüssiger, desto leichter läuft es "nach". Suppe tropft auch "lieber", wie "Brei", wenn man beide "löffelt"... Wenn extremes Stringing vorliegt, kann also der Retract zu wenig sein, aber Vorsicht, zuviel Retract löst keine Probleme, sondern schaft dir schnell ne Verstopfte Übergangszone im Hotend, weil durch das zu weite Hochziehen heißes Material über die Temperaturbariere hinaus nach oben gezogen wird und dort das Material bereits anfängt zu erweichen...! Also da besser erstmal die "Finger" weg lassen, bis man etwas "Sattelfester" ist und sich eher auf die Standartwerte erstmal verlassen... Oder aber die Temperatur ist zu hoch! Die Temperatur ist übrigens auch abhängig von der Druckgeschwindigkeit, weshalb Temperaturangaben nur als Anhaltswert zu verstehen sind...! Einfaches Beispiel: Schalte den Herd auf volle Stufe. Die Platte glüht, sofern keine Induktion oder Gas.., und nun nimm den Zeigerfinger, mach Ihn Nass und zieh Ihn schnell über die glühende Platte. Wird unangenehm warm, aber sonst passiert nichts weiter. Nun mach Ihn wieder Nass und versuch das ganze mal schöööön langsam... Na, wie groß wird die Brandblase wohl sein und wieweit kommst du...? Du siehst, die Temperatur ist auch immer in Abhängigkeit von der Druckgeschwindigkeit und Düsengröße zu sehen - je mehr mm³ pro Sekunde durchgepresst werden, desto mehr muß die Heizung heizen, was Sie aber nur bis zu einem gewissen Punkt schafft und je weniger Temperatur nimmt der schlechte Wärmeleiter Kunststoff letztlich auf... Wird es aber zu "kalt", hast du kein Stringing mehr, dafür kannst du die Layer aber so wieder voneinander abziehen... Dafür siehts schön aus... Du siehst, es gibt Strategien und herangehensweisen, um das zu reduzieren oder zu vermeiden, aber es sind Grenzen gesetzt... Daher gibt es auch so nette Teile, die recht schnell gedruckt sind, wie z.b. der Heattower. Braucht wenig Druckzeit und Material, zeigt dir aber auch recht schnell, wie das Temperaturverhalten, mit der Düse, dem Thermistor und seiner Toleranz und dem Material ist, und welches der beste Bereich ist...
Allemal sinnvoller, als erst, mit verschiedenen Materialien, 10...16...h Druck mit suboptimalem Ergebnis zu bekommen, oder? Wie gesagt, keine Kritik oder sowas, nur ein Denkanstoß, weil ein Bild sagt zwar viel, läßt sich aber auch verschieden "interpretieren". Eine 3mf sagt deutlich mehr, in Verbindung mit dem Ergebnis, aber Grundsätzlich ist das Problem schon im Vorfeld, bezüglich Material-Dosierung und Temperatur - und dein Material hat hier halt keiner, außer du, im Drucker, was das reproduzieren, bezüglich der Grundlegenden Einstellungen, schwierig macht. Es geht ja leider nicht um Druckfehler, sondern eher erstmal um das Vorfeld, wenn man so will...
Gruß, Digibike
RE:
Hi Digibike,
ich steh als Anfänger (sowohl was CAD angeht, sprich slicen, als auch das Drucken) vor ähnlichen Herausforderungen wie der TO. Auch ich hörte Dinge wie: mit Deinen 20/40 Druckstunden wagst Du Dich an xyz ran? Ha, druck erstmal ein Jahr simple Sachen, bis Du die Basics drauf hast! Öhmm, ja, aaaber: mir fehlt die Erfahrung, zu sehen, daß mir die Erfahrung fehlt.......
Ich bin zb davon ausgegangen, daß mein flammneuer MK4 ein Modell aus dem Netz (zig Makes bestätigt) mit den Prusa-Standarts im PS gesliced, problemlos ausdruckt. Musste aber feststellen, daß es beim Fehldruck derart viele Stellschrauben gibt, daß man schier verzweifeln kann. Wie sehr bewundere ich die Leutz, die vor x Jahren mit selbstgestrickten Dingern was halbwegs Brauchbares zustande brachten.
Just my 2 Cents, Ralf
RE: Fäden ziehen, Klumpen und verbrannte Stellen
Hi Ralf,
du hast aber schon gelesen, was ich geschrieben habe und wie ich es geschrieben habe, oder? Erfahrung erarbeitet man sich. Ich habe es aber davon, daß er MEHRERE Drucke schon solche Probleme hat und dann sowas druckt (verschwinden die Probleme Magisch oder was denkt man, wie die Probleme behoben werden sollen...?). Ist reine Zeit und Materialverschwendung. Ich habe Ihm ja auch die Grundlegenden Basics geschrieben, damit überhaupt das Material zur Druckanforderung paßt, weil da überhaupt nichts zusammen paßt. Aber immerhin druckt er es - mehr schlecht als recht, aber er kämpft sich durch... Und ja, jeder hat mal angefangen - ich z.b. 2013. Da gab es noch gar nichts an automatismen oder Überwachungen. Und, mein erster Drucker konnte nur eine Art Filament - ABS. War also Hardcore-Einstieg. Aber Fehler lösen sich nicht durch ignorieren. Und mit der selben herangehensweise unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten - kann man machen, wird aber vermutlich immer wieder auf die "Nase" fliegen... Gibt halt keine "Abkürzung". Wenn der Flow nicht stimm, wird das Probleme bringen. Stimmt die Temperatur nicht, wird das Probleme mitbringen... Nur, ob es so schlau ist, so große Teile dann zu drucken, wenn die anderen schon nicht so dolle waren - keine Ahnung - sag du es mir...
Gruß, Digibike
RE: Fäden ziehen, Klumpen und verbrannte Stellen
Hallo Digibike,
du hast sicherlich Recht mit dem was du geschrieben hast und als Neuling ist man oft einfach auch zu ungeduldig. Aber man versucht ja aus Fehlern zu lernen. Ich habe einige Forenbeiträge durchgeschaut und habe dort gelesen dass dort oft ein undichtes siffendes Hotend das Problem ist. Man soll den Druckkopf auf 280°C aufheizen und die Düse dann fest eindrehen. Dies habe ich mal versucht und anscheinend war das genau mein Problem. Nachdem die Düse nun richtig fest im Hotend sitzt, sehen meine drucke jetzt sehr gut aus und ich habe keine klumpen oder verbrannte stellen mehr.
RE: Fäden ziehen, Klumpen und verbrannte Stellen
Danke für die Rückmeldung und super, daß du des gefunden hast - war also noch vor den Grundlegenden Slicer-Einstellungen, die Hardware selbst, die das Problem verursachte... Hatte an meinem RF1000 mal sowas ähnliches: Die Messing-Aufnahme, für die Düse, ist im Übergang zum Zementsockel (das orginal Hotend hatte keinen Hotendkühler, sondern wurde passiv, über den Zementsockel, isoliert) war undicht geworden. Immer heftigere Druckschwankungen. War damals am verzweifeln, weil alles fest und das Filament-unabhängig, keine solchen Durchmesserschwankungen haben konnte - bis ich auf der Rückseite kleine "Schmauchspuren" entdeckte. Da fiehl es mir wie Schuppen von den Augen - sowas kann man mit keinen Einstellungen kompensieren... Aber, solange das Gerät nicht stabil kalibiert ist, ist es generell keine gute Idee, größere Druckaufträge zu drucken - ist, wie gesagt, nur Zeit- und Material- und damit Geldverschwendung... Erst, wenn alles stabil ist, sollte man an größere/aufwändigere Drucke... Und niemals mehr wie einen Parameter verändern, bis man die Zusammenhänge verinnerlicht sind - du verzettelst dich nur allzuleicht am Anfang... Ich habe das ein oder andere ja schon geschildert...
Happy Printing und Gruß, Digibike